Grundschule Infanteriestraße München

Infanteriestraße 21-27, 80797 München , Deutschland
Foto © David Matthiessen

Im Münchner Kreativquartier ist entlang der Infanteriestraße eine neue fünfzügige Grundschule für bis zu 500 Kinder mit Doppelsporthalle entstanden. Offene Raumstrukturen in fünf Lernhäusern bieten die Voraussetzung für einen vielfältig nutzbaren Ort und ein lebendiges Lernumfeld. Im angegliederten „Haus für Kinder“, einer Ganztageseinrichtung, können 100 Kinder im Alter von 0 und 6 Jahren betreut werden.

Grüner Bildungsort im Kreativquartier
Die Grundschule Infanteriestraße liegt auf dem ehemaligen Gelände der Luitpoldkaserne. Das Areal südlich des Olympiaparks – geprägt von denkmalgeschützten Bauten und durchgrünten Bereichen – wird in ein neues urbanes Stadtviertel verwandelt. Mit einem Vorplatz und üppigem Baumbestand formt die dreigeschossige Schule zur Infanteriestraße eine differenzierte, schützende Raumkante aus. Rückwärtig entwickelt sich, abgeschirmt vom Lärm der Schwere-Reiter-Straße, ein großzügiger Außenbereich mit Sportanlagen, der die Schule im Quartier verankert. Die Grundschule selbst ist als sternförmiger Grundriss organisiert. Drei Gebäudeflügel gruppieren sich um ein zentrales Atrium mit verbindendem Treppenraum. Es ist das Herzstück der Schule, bildet die vertikale sowie horizontale Orientierungsachse des Gebäudes. Nördlich schließt sich an das Schulgebäude die Sporthalle an, im Süden das Haus für Kinder.

Die neue Grundschule ist nach Prinzip des Münchner Lernhauskonzepts gestaltet, sie gliedert sich in überschaubare, kleinere Einheiten, in fünf Lernhäuser für je bis zu 100 Schüler*innen unterschiedlicher Altersstufen. Während sich die Gemeinschaftsfunktionen wie Speisesaal und Mehrzweckraum im Erdgeschoss befinden, sind die Lernhäuser auf die Flügel des sternförmigen Grundrisses im ersten und zweiten Obergeschoss verteilt, arrangiert jeweils um eine „gemeinsame Mitte“. Das Innere der Schule prägt eine Atmosphäre des „wohnlichen Zuhauses“. Die Gestaltung der Lehrräume wirkt angenehm und ruhig durch den Einsatz schlichter, heller Farbtöne in Kombination zu Sichtbeton und der Natürlichkeit des Holzes. Wandverkleidungen, Einbauregale, Trennwände und Fassadenelemente aus Weißtanne unterstreichen die helle, freundliche Wirkung und sorgen für eine haptische Materialität. Im lichtdurchfluteten Atrium reflektieren die gelben Oberflächen der Treppenbrüstung das von oben einfallende Tageslicht bis in die Tiefen des Raumes.

Schulbau für Interaktion
Auf einem Teilbereich des Sporthallendaches entwickelt sich eine Dachlandschaft, die zusätzlichen Raum für einen Aufenthalt im Freien bietet: Der Schulgarten mit Pflanzbeeten eignet sich für Anschauungsunterricht und Sitzgelegenheiten unter Sonnensegeln schaffen lauschige Plätze. Die angrenzende Turnhalle bietet einen attraktiven Ort für sportliche Aktivitäten. Hölzerne Prallwände sorgen für natürliche Materialität, das Rot des Hallenbodens wirkt animierend und die umlaufenden Fensterbänder erschaffen eine offen-transparente Atmosphäre. Das Haus für Kinder wird als eigenständige Einrichtung betrieben und besteht aus einer Krippe und Kindergarten. Mittelpunkt ist der lichtdurchflutete, zentrale Eingangs- und Spielflur, der zu den nach Süden orientierten Gruppenräumen führt.

Im Außenbereich der Schule lädt ein Verkehrsparcours die Kinder zu Aktivität ein. Laufbahn, Weitsprunganlage, Kletterlandschaft, ein Rasenplatz und ein Allwettersportplatz animieren zu Spiel und Spaß. Unter einem weit auskragenden Gebäudeflügel entstehen geschützte Pausenflächen, an denen sich die Schüler*innen auch bei schlechtem Wetter frei bewegen können. Das auskragende Dach ziert Kunst am Bau. Ein Deckengemälde der Künstlerin Ruth May spannt ein schützendes Dach, einen lebendigen Himmel über den Kindern auf.

Umlaufende, auskragende Fluchtbalkone aus feuerverzinktem Stahl gliedern das Gebäude in der Horizontalen. Das Material- und Farbkonzept hat sich aus dem Kontext des umgebenden Grünraums mit seinem prachtvollen, alten Baumbestand entwickelt. Die hellgrünen, opaken Flächen der Vorhangfassade kontrastieren zu den verglasten Fensterbändern der Holz-Pfosten-Riegel-Fassade. Putzflächen in drei abgestuften Grüntönen spiegeln die changierende Farbskala der Laubbäume wider.

Nachhaltiges Klima- und Energiekonzept
Die Lightshelves an der Fassade unterstützen mit ihren lichtlenkenden Eigenschaften das energiesparende Tageslicht- und Klimakonzept. Sie reflektieren das Licht und verteilen es gleichmäßig im Klassenraum. Direkt einstrahlendes Sonnenlicht wird vermieden, auch mit Hilfe von Dachüberständen und einem beweglichen Sonnenschutz, sodass der Wärmeeintrag im Sommer reduziert ist. Eine Grundlüftung mit in der Brüstung installierten Dauerlüftern ergänzt das Lüftungskonzept, während Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach für Energieeinsparungen, eine höhere Wirtschaftlichkeit sowie Verringerung der CO2-Emissionen sorgen. Eine intensive Dachbegrünung verbessert das Mikroklima, bietet Retentionsflächen und fördert die Biodiversität.

Foto © David Matthiessen
Zeichnung © Behnisch Architekten
Zeichnung © Behnisch Architekten
Zeichnung © Behnisch Architekten
Zeichnung © Behnisch Architekten
Zeichnung © Behnisch Architekten
Zeichnung © Behnisch Architekten
Foto © David Matthiessen
Foto © David Matthiessen
Foto © David Matthiessen
Foto © David Matthiessen
Foto © David Matthiessen
Foto © David Matthiessen
Foto © David Matthiessen
Foto © David Matthiessen
Jahr
2021
Bauherrschaft
Landeshauptstadt München

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