Baur-Areal
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- Stuttgart, Germania
- Anno
- 2005
Das Projekt „Wohnen im Baur Areal“ befindet sich in Stuttgart Berg. Der Stadtteil liegt zentrumsnah, dennoch erweckt der Ort den Eindruck einer Randlage; einerseits idyllisch eingebettet zwischen zwei Stadtparks, andererseits eingeklemmt zwischen kanalisiertem Neckar und viel befahrenen Schnellstraßen. Das Mühlenviertel ist das älteste Teilgebiet von Berg. Über das heutige Baufeld floß der „Mühlkanal“ als Seitenarm des Neckars. Eine Lederfabrik mit Gerberei, und kleinteilige Fachwerkhäuser prägten die dörflich anmutende Mischung aus Wohn- und Gewerbenutzung. Das Karosseriewerk Baur fertigte ab 1927 vor allem Cabrioletfahrzeuge für BMW. 1999 kam die Produktion zum erliegen. Nestwerk, eine gemeinnützige Stiftung gegen Obdachlosigkeit und Wohnungsnot, entwickelte, zusammen mit dem Berger Bürgerverein und der Stadtverwaltung die ehrgeizige Projektidee, innerhalb von 14 Monaten das „Baur-Areal“ von einer Gewerbebrache in ein neues Wohngebiet für das Festival „Theater der Welt“ umzubauen. Die aus Europa und Übersee anreisenden Schauspieler wurden - nicht wie sonst üblich in Hotels untergebracht. Das Areal diente als Künstlerdorf, eine Art Olympisches Dorf für die über 500 Schauspieler. Heute wohnen im Baur Areal Alleinerziehende, Senioren, Behinderte, Studenten und junge Familien. Beim Entwurf der Häuser 01 und 02 am Mühlkanal ging es aus städtebaulicher Sicht darum, wie ein Geschoßwohnungsbau mit 26 Wohnungen maßstäblich in die kleinteilige Körnung der historischen Wohnhäuser eingefügt werden kann. Die Gliederung der Baumasse in vertikal gerichtete Kuben ergibt den gewünschten Maßstab, und rhythmisiert den schmalen Straßenraum. Wechselseitig gestaffelte Dachgeschosse reagieren auf die differenzierte Höhenentwicklung in der Umgebung. Die Wohnungen der Obergeschosse sind über einläufige Treppen in den Gebäudefugen erschlossen. Aus der Gebäudegliederung in Einzelkuben leitet sich eine wirtschaftliche Baukonstruktion aus tragenden Außenwänden und Decken mit kurzen Spannweiten ab. Die Innenwände sind nichttragend. Die Verkleidung der äußeren Gebäudehülle beschränkt sich auf wenige Materialien. Die klaren, klinkerverkleideten Kuben mit den geschosshohen Fensterelementen lassen den Charakter des ehemals gewerblichen Areals weiterhin spüren. Die Wohnungen sind auf die Gebäudetiefe „durchgesteckt. Wohnräume und Schlafräume orientieren sich zum Innenhof nach Osten oder in Richtung der grünen Hangkante nach Westen. Die großflächigen, raumhohen Fensterelemente an den Stirnseiten gewährleisten eine angenehme, natürliche Belichtung bis in die Tiefe der Räume, sowie eine optimale Querlüftung. Offene Küchen in den Kernzonen vermitteln trotz Einhaltung der geforderten, Kleinzelligen Grundrisse ein großzügiges Raumgefühl. Durch den reduzierten Einsatz gestalterischer Mittel, weniger Materialien, einfacher Bauformen, war es auch mit den begrenzten Mitteln des geförderten Mietwohnungsbaus möglich, eine qualitätvolle Architektur zu schaffen. Der zweiter Abschnitt, mit den Häusern 8 -11 befindet sich derzeit im Bau.