Nething Generalplaner GmbH

Im Ulmer Gleisdreieck zwischen Donau und Bahnlinien haben wir aus einem leerstehenden Hochschulgebäude – das wir bereits in den 2000er Jahren realisiert hatten – und einer brachliegenden Nachbarfläche einen Kanzlei-Campus entwickelt, der zur Stadt spricht. Statt den Bestand zu imitieren oder zu überformen, stellten wir ihm einen selbstbewussten Gegenpart zur Seite – einen turmhaften, sechsgeschossigen Neubau, der die horizontale Geste des Bestands mit vertikaler Präsenz beantwortet.
Der Bestand mit seiner charakteristischen Mosaikfassade verweist auf die Kommunikationskultur der ehemaligen Hochschule. Der Neubau hingegen erhält eine Glasfaserbetonfassade – robust und dauerhaft, zugleich fein und stofflich. Je nach Licht verändert sie ihr Erscheinungsbild und verankert den Baukörper atmosphärisch im Stadtraum.
Ein neuer Hochpunkt für Ulm:
Der Neubau markiert einen bewusst gesetzten städtebaulichen Akzent an exponierter Lage. Von der Donau erscheint er als Teil der Uferlandschaft, hin zur Innenstadt zitiert er in abstrahierter Form die Vertikalität des Ulmer Münsters. Durch die versetzte Anordnung entsteht ein Platz, der als Signal gegen die typische Abgeschlossenheit von Kanzleibauten steht. Wege und Freiflächen führen bis an die Gebäudekanten, ein öffentlich zugängliches Restaurant lädt die Stadt ein.
Die Umnutzung des ehemaligen Hochschulgebäudes mit seinen tiefen Klassenzimmern erforderte ein differenziertes Raumkonzept. Einzelarbeitsplätze entlang der Fassade nutzen Tageslicht und Ausblick, innenliegende Zonen dienen Besprechungen und Think Tanks. Im Innenraum verbindet sich die kontrastreiche Architektur zu einer gemeinsamen Sprache: Sichtbeton trifft auf hochwertige schwarzmatte Oberflächen, Strenge auf Wärme.
Mit Erdsonden bis 60 Meter Tiefe, Wärmepumpen und Photovoltaik auf allen Dachflächen entsteht eine nahezu CO₂-neutrale Energieversorgung. Eine Besonderheit: Beim Bau stießen wir auf einen Horchtunnel aus dem 17. Jahrhundert – Teil der frühneuzeitlichen Verteidigungsanlagen Ulms. So vereint der Campus architektonisch, was die Kanzlei auszeichnet: Transparenz nach außen bei gleichzeitiger Diskretion nach innen, Präzision in der Ausführung und Offenheit gegenüber der Stadt.