Flughafen »Willy Brandt« Berlin Brandenburg International BER & Raum der Stille

Berlin, Germany
Fotografia © Marcus Bredt

Flughäfen vermitteln den ersten oder letzten Eindruck einer Stadt. Die Nutzung bringt ein hektisches Treiben mit sich. Es ist naheliegend der Hektik entgegen zu wirken und eine ruhige, aber nicht monotone Stimmung zu schaffen.

Das Hallendach wird als signifikanter Baukörper mit transluzentem Erscheinungsbild auch nachts als prägendes Element herausgestellt. Dazu werden für die flächige Ausleuchtung zuständigen, quadratischen Hallenstrahler zusätzlich mit einer weichstrahlenden Indirektkomponente ausgestattet. Beide Komponenten werden mit neutralweißer und warmer Lichtfarbe bestückt, als Tageslichtergänzung und nachts um eine größere Behaglichkeit zu vermitteln. Das äußere, umlaufende Dachfeld wird mit einem Lichtband ausgestattet, um die Hinterleuchtung fortzusetzen. Die statische Verbindung des schwebenden Daches mit dem Boden erfolgt durch in den Kapitellen vorgesehenen, engstrahlenden Leuchten. Um Mastleuchten möglichst auf Distanz zum Terminal zu halten, werden die außerhalb des Daches liegenden Flächen vom Dachrand aus beleuchtet.

Bei gleichförmiger Beleuchtung erscheint der Flugsteig endlos. Um eine visuell wirksame Verkürzung zu erzeugen, müssen dem Auge ablesbare Teilstrecken dargeboten werden. Die verkürzenden Maßnahmen fließen in die Deckengestaltung ein, da die Sicht zur Decke unabhängig von der Personendichte immer gewährleistet und damit die visuelle Verkürzung permanent wirksam ist. Für die Ausleuchtung der Flächen wird als Lichtgefüge eine Mischung aus Punkt- und Linearlicht gewählt. Um visuelle Unruhe zu vermeiden, wurde darauf geachtet, dass sich möglichst keine Lichtkegel an den Wänden abzeichnen. Die verkürzende Funktion erfüllt eine großformatige Leuchte mit hinterleuchteter Membran, die als Grundmotiv den prägnanten Leuchtkörper des Daches aufgreift.
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Raum der Stille:
Im Terminal des Flughafen BER wurde ein konfessionsneutraler Rückzugsort für unterschiedliche Kulturen und Religionen geschaffen. Dabei sollten die Räume eine unverwechselbare Identität erhalten und Besinnung inmitten des Flughafentrubels ermöglichen.
Insgesamt setzt sich das Ensemble aus fünf Räumen zusammen, ein Eingangsraum, zwei Vorräume und zwei Andachtsräume. Alle Raumoberflächen bestehen aus gebrannten Ziegeln, ebenso die als Pyramidenstumpf geformten Decken. Der zweite Baustoff ist Licht.
Um den meditativen Charakter zu unterstützen, wird visuelle Stille angestrebt. Visuelle Stille ist an die Vermeidung überflüssiger, wahrnehmbarer Informationen gebunden. Unter überflüssiger Information sind nicht nur Beleuchtungskörper zu verstehen, sondern auch die Abbildung von Lichtkegeln an den Raumoberflächen. Daher erfolgt die Lichtführung mit verdeckt angebrachten Leuchten, die keine Abbildungen von Lichtkegeln nach sich ziehen.

Die offenen Fugen der pyramidenstumpfartigen Decke werden mit warmer Lichtfarbe hinterleuchtet. Durch die Fugengeometrie ist gewährleistet, dass weder der als weiße Box gehaltene Rohbau, noch die Lichtquelle sichtbar sind. Die Grundbeleuchtung erfolgt damit ausschließlich über das von den Backsteinen diffus reflektierte Licht. Es entsteht eine immaterielle Lichtatmosphäre, die das Gewölbe schwebend leicht erscheinen lässt. Dazu werden die Leuchten sternförmig um den Okulus angeordnet.

Um eine an den Tageszustand orientierte Farbstimmung erzeugen zu können, wurde der Okulus mit umlaufend hinter einer Blende angebrachten LED-Modulen aufgehellt, die sowohl hinsichtlich Intensität als auch Farbtemperatur steuerbar sind. Durch die Dimmung kann die Farbstimmung von der Dämmerung mit kühlem Eindruck, über die Mittagssonne mit warmweißem Charakter, bis zur reinen Nachtbeleuchtung mit warmer Lichtfarbe durchgesteuert werden.

Der Boden ist durch eine umlaufende Fuge von den Wänden abgesetzt. Damit die Raumabfolge besser ablesbar ist und um einem zu dunklen Raumeindruck vorzubeugen, wurde in der Fuge ein LED-Band mit warmer Lichtfarbe so angebracht, dass nur der Fugengrund aufgehellt wird. Mit dieser schlichten Maßnahme wurde die notwendige Klarheit geschaffen.

Fotografia © Marcus Bredt
Fotografia © Marcus Bredt
Fotografia © Marcus Bredt
Fotografia © Marcus Bredt
Fotografia © Marcus Bredt
Fotografia © Marcus Bredt
Fotografia © Marcus Bredt
Fotografia © Marcus Bredt
Fotografia © Marcus Bredt
Raum der Stille
Fotografia © David Altrath
Raum der Stille
Fotografia © David Altrath
Raum der Stille
Fotografia © David Altrath
Raum der Stille
Fotografia © David Altrath
Raum der Stille
Fotografia © David Altrath
Any
2020
Client
Berliner Flughäfen
Equip
Jan Nielsen, Lars Nielsen, Martin Möller, Andrea Watzl, Annette Roller, Tanja Erk, Eva Lechermann-Wollscheid, Diana Gehder, Helmut Angerer
Architekten
pg bbi - Planungsgemeinschaft Berlin-Brandenburg International, gmp Architekten / jsk Architekten
Elektroplanung
b.i.g. bechtold ingenieurgesellschaft mbh

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